Quelle:
Bundesministerium für Land-
und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW)
Federal Ministry for Agriculture, Forestry, Environment and
Water Economy"Wir
brauchen jetzt Schwellenwerte für Saatgut, sonst gibt es im
Bereich der Koexistenz kein Weiterkommen", erklärte
Jeremy Sweet, Umweltberater und Vizepräsident des
GVO-Panels der
europäischen Lebensmittel- sicherheitsbehörde (EFSA) als
Berichterstatter des Workshops "Trennung beim Anbau und über
die ganze Nahrungsmittelkette - technische und ökonomische
Aspekte" im Rahmen der ersten europäischen
Koexistenz-Konferenz, die von 04. bis 06.04. in Wien
stattfindet.
Sweet: Niedrigere
Schwellenwerte schwächen Wettbewerbsfähigkeit
Ohne Schwellenwerte werde eine Produktion von zertifiziertem
Saatgut auf Dauer schwierig werden. Die Werte hätten zudem
auf wissenschaftlichen Daten und technischen Informationen
zu basieren. Man müsse sich auch darüber im Klaren sein,
welche Auswirkungen die Schwellenwerte haben. Je niedriger
diese nämlich ausfielen, desto höhere Kosten für die
europäischen Saatgutproduzenten wären damit verbunden. Bei
Werten von 0,1 % oder 0,3 % seien aufwändigere
Trennungsmethoden oder gar eigene Zonen für die
Saatgutproduktion erforderlich. Infolgedessen müssten auch
die Landwirte mehr bezahlen. Dies würde wiederum die
Wettbewerbsfähigkeit der EU-Agrarproduktion schwächen. Da
sich die Schwellenwerte somit auf die gesamte
Herstellungskette auswirkten, müsse man dieses Thema sehr
sorgfältig behandeln, betonte Sweet.
Saatgut-Schwellenwert- und
Sicherheitsabstands-Problematik eng verbunden
Eng mit der Problematik der Saatgut-Schwellenwerte verbunden
sei jene der Sicherheitsabstände. Diese hängen nämlich auch
ganz entscheidend davon ab, welche Reinheit das Saatgut
aufweist. Doch auch die Pflanzenart, das Blüteverhalten,
mögliche weitere Verunreinigungsquellen sowie klimatische
und ökologische Bedingungen spielen laut einigen
Untersuchungen eine entscheidende Rolle dabei, welchen
GVO-Anteil das Erntegut schließlich aufweist. Auch
technischen Maßnahmen wie der Reinigung der Geräte sowie
geeigneten Trennungsmaßnahmen beim Transport und bei der
Lagerung müsse Bedeutung beigemessen werden.
Wissenschaftliche Einigung über Koexistenzmaßnahmen
anstreben
Laut Sweet kamen die
meisten durchgeführten Studien aus Spanien, Deutschland,
Frankreich und Großbritannien zu dem Ergebnis, dass
Koexistenz durchaus möglich sei, wenn geeignete
Sicherheitsabstände eingehalten werden. Mehr
wissenschaftliche Daten seien jedoch erforderlich. Sweet
sprach sich im Namen seines Workshops dafür aus, eine
wissenschaftliche Einigung über die geeigneten
Koexistenzmaßnahmen und insbesondere die Sicherheitsabstände
anzustreben.
Harmonisierung der Haftungsregeln durch unterschiedliche
Rechtssysteme schwierig
Die Lebensmittelindustrie fordert von der EU-Kommission
einen klaren Rechtsrahmen im Hinblick auf mögliche
Verunreinigungen und daraus resultierende Haftungsfragen.
Sweet stellte fest, dass es schwierig sei, diese
Haftungsregeln zu harmonisieren, da es unterschiedliche
Rechtssysteme in den einzelnen Ländern gebe. Kennzeichnung,
Rückverfolgbarkeit und Risikomanagement seien auf alle Fälle
ganz wesentliche Punkte für diesen Sektor. Koexistenz ist
also nicht nur für die Landwirte von entscheidender
Bedeutung, sondern betrifft auch nachgelagerte Bereiche wie
die Verarbeitungsindustrie ganz entscheidend.
Vergleichbare Daten nur durch einheitliche
Nachweismethoden möglich
Weiters wurde gefordert, auch die wissenschaftlichen Systeme
und Methoden zum Nachweis von gentechnisch veränderten
Organismen in Produkten international zu standardisieren, um
eine Vergleichbarkeit der Werte aus unterschiedlichen
Regionen zu erhalten. Gemeinsame Koexistenzmaßnahmen seien
somit in vielen Bereichen entscheidend. Diese müssten zudem
flexibel gestaltet und auf die lokale Gegebenheiten
abgestimmt werden, so Sweet.
Für den Inhalt verantwortlich: AIZ
Redakteurin: Mag. Claudia Leithner