Wissenschaftliche Studien weisen nach, dass ein hoher
Gemüseverzehr das Risiko degenerativer Krankheiten senkt.
Diese Schutzwirkung wird unter anderem den Carotinoiden
zugeschrieben. Wegen des geringen Gemüseverzehrs in
Deutschland sollen zur vollen Nutzung des gesundheitlichen
Potentials der Carotinoide deren Gehalt in der viel
gegessenen Kartoffel erhöht werden. Kartoffelknollen
enthalten normalerweise nur eine geringe Menge an
Carotinoiden, und das gesundheitlich besonders wertvolle
Zeaxanthin tritt darunter nur in Spuren auf. Um eine
Anhäufung davon zu erreichen, wurde der Umbau von Zeaxanthin
in Folgeprodukte in der Knolle genetisch blockiert. Ziel ist
es, eine gesteigerte Bioverfügbarkeit der Carotinoide zu
gewährleisten.
Mit der
Vermehrung von je 300 Kartoffelpflanzen von 4 Genotypen soll
jetzt in Roggenstein soviel Ausgangsmaterial wachsen, dass
das Material umfassend ernährungsphysiologisch sowie in
Tierversuchen weiter untersucht werden kann. Bestätigen sich
die Erwartungen, würde auf aufwendigeren Wegen die Züchtung
von Sorten für den Verzehr begonnen, in denen nur die
erwünschte Blockierung als gentechnische Veränderung
vorliegt.
Die Technische Universität
München, Wissenschaftszentrum Weihenstephan für
Ernährung, Landnutzung und Umwelt, Lehrstuhl für Pflanzenbau
und Pflanzenzüchtung hat beim Robert Koch-Institut, Berlin,
den Antrag auf Freilandanbau gentechnisch veränderter
Kartoffeln in der Versuchsstation Roggenstein der TU München
gestellt. Der beantragte Anbau ist Teil des vom
Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)
finanzierten Leitprojektes "Verbesserung der
gesundheitlichen Qualität von Lebensmitteln durch Erhöhung
und Modifikation des Carotinoid-Gehaltes" der
Leitprojektinitiative "Ernährung - moderne Verfahren der
Lebensmittelerzeugung". In diesem Forschungsvorhaben
kooperiert die Technische Universität München, mit sieben
öffentlichen Forschungsinstituten sowie zehn weitgehend
mittelständischen Privatunternehmen. Die Durchführung und
Überwachung des Anbaues erfolgt durch Personal, das seit
1993 in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Bestimmungen,
insbesondere dem Gentechnikgesetz, bereits drei
entsprechende Versuche sicher betreut hat.