Neuherberg, Germany
November 2, 2006
Eine
internationale Arbeitsgruppe unter Beteiligung des Instituts für
Bioinformatik (IBI) am GSF –
Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit konnte Details
zum Infektionsmechanismus des Maisbeulenbrandpilzes aufklären.
Die Entdeckung von Gruppen benachbarter Gene und der Beweis
ihrer Funktion im Infektionsprozess spielen eine entscheidende
Rolle beim Verständnis der Pathogenität des Pilzes.
„Diese Untersuchung ist ein überzeugendes Beispiel, in dem die
Genomanalyse neue Wege eröffnet hat, um die Mechanismen der
Virulenz pathogener Organismen entschlüsseln zu können“, betont
Prof. Dr. Hans-Werner Mewes, Direktor des GSF-Instituts für
Bioinformatik.
Ustilago maydis, so der wissenschaftliche Name des weltweit
verbreiteten Brandpilzes, befällt Maispflanzen. Makroskopisch
sind infizierte Pflanzen durch die vom Pilz induzierten
tumorartigen Wucherungen gut zu erkennen. In der nun in Nature
publizierten Arbeit wird das Genom dieses Pflanzenschädlings
beschrieben. Es besteht aus 20,5 Megabasen und enthält etwa 6900
Protein-codierende Gene.
Interessanterweise konnten jedoch nur wenige aus anderen Genomen
bekannte Pathogen-Merkmale, etwa Gene, die für Pflanzenzellwand
abbauende Enzyme codieren, gefunden werden. Dies lässt sich
damit in Einklang bringen, dass U. maydis die Pflanzenzellen des
Wirtes nicht abtötet (biotrophe Interaktion).
„Der Beitrag des IBI zur Bioinformatik der Genomanalyse bestand
in der Hauptsache aus der Verbesserung der automatisch
generierten Genstruktur sowie der computerunterstützten
Funktionsanalyse des Organismus und in der Einrichtung und
Bereitstellung einer öffentlich zugänglichen Datenbank“, betont
Dr. Gertrud Mannhaupt, die die Arbeiten durchgeführt hat. Ohne
eine systematische Genomanalyse wären Interpretationen der
genomischen Information und die Identifikation zentraler neuer
Gene für die Pathogenität nicht möglich gewesen.
Koordiniert wurden die Arbeiten von Prof. Jörg Kämper vom
Max-Planck-Institut für Terrestrische Mikrobiologie in Marburg,
dessen Gruppe auch die Untersuchung der pilzlichen
Genexpressionsprofile im Tumormaterial beisteuerte. Die
Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Regine Kahmann vom
Max-Planck-Institut für Terrestrische Mikrobiologie in Marburg
entdeckte im Erbgut unerwartete Eigenschaften, die für die
Pathogenität dieses Organismus verantwortlich sind. Es konnten
zwölf spezifische Gruppen von benachbarten Genen (Clustern)
identifiziert werden, die für kleine Proteine mit bisher
unbekannten Funktionen codieren. Diese Proteine werden vom Pilz
nach außen abgesondert (sekretiert). Außerdem konnte durch
Expressionsanalysen gezeigt werden, dass im Tumormaterial die
meisten Gene dieser Cluster aktiv sind.
Da sich Ustilago maydis relativ einfach kultivieren und
revers-genetisch verändern lässt, konnte untersucht werden, ob
diese Gencluster wichtig für die pathogene Entwicklung sind.
Erstaunlicherweise zeigte sich, dass die Entfernung dieser
Cluster in fünf Fällen zu einer veränderten Virulenz von U.
maydis führt. Dabei reichte das Spektrum von komplettem Verlust
bis hin zu einer Erhöhung der Virulenz an der Wirtspflanze.
Trotz jahrelanger Forschung zur Aufklärung des Mechanismus der
Pathogenität von U. maydis konnte man bis dato keine „echten“
Virulenzfaktoren identifizieren, d.h. pilzliche Faktoren, die
ausschließlich eine Rolle in der Interaktion mit der Pflanze
besitzen.
SOURCE
Insights from the genome of the biotrophic fungal plant
pathogen Ustilago maydis
Jörg Kämper, Regine Kahmann, Michael Bölker, Li-Jun Ma,
Thomas Brefort, Barry J. Saville, Flora Banuett, James W.
Kronstad, Scott E. Gold, Olaf Müller, Michael H. Perlin, Han A.
B. Wösten, Ronald de Vries, José Ruiz-Herrera, Cristina G.
Reynaga-Peña, Karen Snetselaar, Michael McCann, José
Pérez-Martín, Michael Feldbrügge, Christoph W. Basse, Gero
Steinberg, Jose I. Ibeas, William Holloman, Plinio Guzman, Mark
Farman, Jason E. Stajich, Rafael Sentandreu, Juan M.
González-Prieto, John C. Kennell, Lazaro Molina, Jan Schirawski,
Artemio Mendoza-Mendoza, Doris Greilinger, Karin Münch, Nicole
Rössel, Mario Scherer, Miroslav Vrane, Oliver Ladendorf, Volker
Vincon, Uta Fuchs, Björn Sandrock, Shaowu Meng, Eric C. H. Ho,
Matt J. Cahill, Kylie J. Boyce, Jana Klose, Steven J.
Klosterman, Heine J. Deelstra, Lucila Ortiz-Castellanos, Weixi
Li, Patricia Sanchez-Alonso, Peter H. Schreier, Isolde
Häuser-Hahn, Martin Vaupel, Edda Koopmann, Gabi Friedrich,
Hartmut Voss, Thomas Schlüter, Jonathan Margolis, Darren Platt,
Candace Swimmer, Andreas Gnirke, Feng Chen, Valentina
Vysotskaia, Gertrud Mannhaupt, Ulrich Güldener, Martin
Münsterkötter, Dirk Haase, Matthias Oesterheld, Hans-Werner
Mewes, Evan W. Mauceli, David DeCaprio, Claire M. Wade, Jonathan
Butler, Sarah Young, David B. Jaffe, Sarah Calvo, Chad Nusbaum,
James Galagan and Bruce W. Birren
Nature, 2. November 2006
EDITOR'S SUMMARY
Genome of a maize pathogen
Ustilago maydis is an important fungal pathogen of maize,
causing corn smut. It is well adapted to its host and
proliferates in living plant tissue without inducing a defence
response. The genome sequence of U. maydis has now been
determined, the first for a biotrophic plant parasite. Several
gene clusters that encode secreted proteins of unknown function
were identified: genome-wide expression analysis shows that the
clustered genes are upregulated during disease. Mutations in
these gene clusters frequently affect virulence, ranging from
complete loss of pathogenicity to hypervirulence. |