Austria
May 6, 2025
Viele Landwirte in Österreich beobachten derzeit mit großer Sorge die Entwicklung ihrer Rapsbestände. Die Blüte verläuft in manchen Regionen nur zögerlich oder bleibt nahezu ganz aus. Auch die Knospenbildung ist stark reduziert. Was steckt hinter dieser Entwicklung?
Physiologische Knospenwelke – eine Reaktion auf Stress
Ein zentraler Faktor ist die sogenannte physiologische Knospenwelke. Heuer erfolgte der Übergang vom Winter in die Vegetationsperiode besonders abrupt. Die Rapspflanzen reagierten mit einem regelrechten Wachstumsschub – einer „Wachstumsexplosion“, bei der die Nährstoff- und Wasseraufnahme nicht Schritt halten konnte. Dies führte zu einem erheblichen physiologischen Stress.
Zusätzlich war der April von starken Wetterextremen geprägt. Wiederholte Kälteeinbrüche und große Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht setzten den Pflanzen zusätzlich zu. In der Folge brachen viele Pflanzen die Blütenentwicklung vorzeitig ab – es kam zur Knospenwelke und in der Konsequenz zu einem deutlichen Verlust an Blütenanlagen.
Rapsglanzkäfer verstärken den Druck
Verstärkt wurde die Situation durch einen erhöhten Schädlingsdruck, insbesondere durch den Rapsglanzkäfer. Regional traten teils massive Zuflüge dieser Schädlinge auf – häufig früher und intensiver als erwartet. Nicht in allen Fällen erfolgte eine ausreichende Bekämpfung zum optimalen Zeitpunkt, was zu zusätzlichen Schäden an den empfindlichen Knospen führte.
Die Käfer bohren sich in die noch geschlossenen Knospen, um an den Pollen zu gelangen. Besonders problematisch ist das in der Vorblütephase, wenn sich die Knospen gerade erst entwickeln – also genau in jener Phase, in der die Pflanzen durch die Wetterextreme ohnehin bereits gestresst waren.
Fazit: Komplexes Zusammenspiel mehrerer Faktoren
Die aktuelle Blühproblematik im Raps ist keinem einzelnen Faktor zuzuschreiben, sondern die Folge eines komplexen Zusammenspiels aus physiologischem Stress, Witterungsextremen und Schädlingsdruck. Wichtig zu betonen: Es handelt sich nicht um ein Sortenproblem. Alle Sorten können betroffen sein – der Schaden ist standortabhängig und variiert stark von Region zu Region.
Was können Landwirte tun?
Ruhe bewahren. Trotz aller Herausforderungen besitzt Raps eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Kompensation. Aus Praxiserhebungen – beispielsweise im Mittelburgenland – zeigen sich ermutigende Signale: Bestände, die vor wenigen Tagen noch schwach wirkten, treiben nun Seitentriebe mit neuen Knospen und Blüten aus. Zwar kann nicht jeder Verlust ausgeglichen werden, doch das volle Ausmaß lässt sich oft erst später abschätzen.
Unsere Empfehlung:
- Den Schädlingsdruck weiter im Auge behalten.
- Auf Nachblüte und Spättriebe achten – diese könnten den Ertrag teilweise sichern.
Bernhard Rapf, DIE SAAT Sortenentwicklung Raps


